Ein Wolkenhauch nach Marrakesch

Die große Wolke, 90×80; Leinwand/Eitempera
Die Safari, die Carla Schäfer, noch im Träumen von Wüstenlandschaften und kleinen, teetrinkenden Mädchen beschäftigte, sollte nie Wirklichkeit werden. Sie saß fest im Kokon unrühmlicher, allerdings auch heilsamer, Erinnerungen an die 80er Jahre fest. Damals – ein Wort, das sich inzwischen erübrigt, denkt sie, denn allein die Filme aus jener Zeit schienen weit entfernte Epochen zu spiegeln, weiter in der Zeitrechnung zurück, als etwa eine Verfilmung der „Brüder Karamasov“. Allerdings war jenes „Damals“ noch jugendlich. Kein Apfelrot der Wangen, eher etwas Schmelzendes, Ungefähres, trotzdem Rebellisches. Unbedingt. Warum eine Safari unternehmen? Ein Flug nach Marrakesch und dann zu Fuß in die Wüste? Überall die weggeworfenen Relikte einer Touristenschar ohne Gewissen, die tristen, flatternden Zeugnisse billiger Getränkemarken in Dosen, versnickerte Papierfetzen, nichts umhüllende Plastikfähnchen: so fühlt sich Verwahrlosung an, dafür geht man nicht auf Safari. Und doch: der Zauber, des weit weg seins. Im Verschmelzen mit der Großen Wolke die eine, unerreichbar schwerelose Figur fliegen: ohne Teppich, ohne Netz in der Zeitlosigkeit, von all den Gesichtern umgeben, die jetzt zerfließen in zartesten Farben, die das Leben illustrieren und Gefühle hervorrufen, noch immer, im Schwebezustand.
