Zwei Engel im Park

Engel A: Der Park ganz in der Nähe döst mittags im August. Schwere Dolden hängen über dem Boden; die Schafskopfhortensie trägt melancholisches Weiß. Trauerweidenzweige streichen über himmelfarbnen Wasserspiegel, Schilf und gelbe sibirische Lilien umrahmen den Teich. Wildes Geranium und zitronenfarben grelle Blüten der Rauke, hellblauer Phlox, gebeugtes Gras und ein Blick hinauf in die alte Eiche. Dann kommen Gartenmauern, über die sich wilde Rosen gießen, ein Schmuck, an dem die Augen hängen und silberne Spinnenfäden, zwischen Farne gespannt. Suchen wir Steine, stören die Unke, pflücken nachts Sterne, denken an die Welt? An die Welt denke ich nicht gerne. Mich stören die gleichgültigen Menschen.

Engel B: Sie werden verschwinden, nachdem sie alles verschwendet haben.

Engel A:  Sie glauben jeden Mist! Hörst Du, sogar wenn sie in dieser Idylle ein Butterbrot essen, brüllt das  Radio auf sie ein. Warum geben wir uns so viel Mühe mit der heiligen Natur? Sie sind voller Mutwillen und Gier, sie zertrampeln die Stille, die ihnen etwas sagen will.

Engel B: Nein. Wir sprechen doch schon lange nicht mehr mit ihnen. Der Sturm wird ihnen das bringen, was in der Wüste tobt. Sie haben da so einen tollwütigen Kriegsherrn.

Engel A: Vorsicht, sie haben dich schon angesteckt mit ihren Problemen. Lass uns den Tag genießen. Der Park ganz in der Nähe döst mittags im August.                

Angeloi

Veröffentlicht von petrachristianeg

Autorin, autodidaktische Malerei, Hobbies: Astrologie, Politik, Literatur. Verabscheue Totalitarismus, Krieg und Gier.

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