Umbau der Bühne

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Umbau der Bühne, LW/Öl 40×50

Der Dramaturg deklamiert: „Historische Überbleibsel, die anmuteten wie vergessener Familienplunder, den niemand wegwerfen will, den aber auch niemand zuordnen kann, geschweige denn versteht und in Ehren halten kann.“ (aus V.S. Naipaul „Ein halbes Leben“)

„Das muss alles weg!“ Der Regisseur wedelt mit den Händen. „So ein halb verfallenes Viertel ist wenigstens ehrlich“, wagt der Assistent zu widersprechen. Der Regisseur brüllt wie ein Ochse: „Glas! Gitterstäbe! Rosa Tücher an den Streben! Und oben eine schillernde Kuppel für die Hardware! Unsere Ästhetik für den neuen Menschen!“ – „Was weiß denn der neue Mensch von unserer Ästhetik?“ Der Bühnenbildner. „Nichts! Deswegen! Wir müssen ihn nur daran gewöhnen.“ Er macht eine Geste mit Daumen und Zeigefinger. „So klein! Unsere Ästhetik schrumpft ihn auf seine natürliche Größe!“ – „Gut, dann baue ich einen Käfig! Sehr wohl.“ Der Bühnenbildner klappt seinen Laptop zu. Ein hallendes Geräusch fegt über leere Sitzreihen.

Veröffentlicht von petrachristianeg

Autorin, autodidaktische Malerei, Hobbies: Astrologie, Politik, Literatur. Verabscheue Totalitarismus, Krieg und Gier.

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