Umbau der Bühne

img_20250423_193651161~28392372753328422923.

Umbau der Bühne, LW/Öl 40×50

Der Dramaturg deklamiert: „Historische Überbleibsel, die anmuteten wie vergessener Familienplunder, den niemand wegwerfen will, den aber auch niemand zuordnen kann, geschweige denn versteht und in Ehren halten kann.“ (aus V.S. Naipaul „Ein halbes Leben“)

„Das muss alles weg!“ Der Regisseur wedelt mit den Händen. „So ein halb verfallenes Viertel ist wenigstens ehrlich“, wagt der Assistent zu widersprechen. Der Regisseur brüllt wie ein Ochse: „Glas! Gitterstäbe! Rosa Tücher an den Streben! Und oben eine schillernde Kuppel für die Hardware! Unsere Ästhetik für den neuen Menschen!“ – „Was weiß denn der neue Mensch von unserer Ästhetik?“ Der Bühnenbildner. „Nichts! Deswegen! Wir müssen ihn nur daran gewöhnen.“ Er macht eine Geste mit Daumen und Zeigefinger. „So klein! Unsere Ästhetik schrumpft ihn auf seine natürliche Größe!“ – „Gut, dann baue ich einen Käfig! Sehr wohl.“ Der Bühnenbildner klappt seinen Laptop zu. Ein hallendes Geräusch fegt über leere Sitzreihen.

Seismische Unordnung

img_20250326_1552513505826559522438052262

Seismische Unordnung; Dispersion/Öl Leinwand 40×50

Ein kaum bemerktes kleines Erdbeben hat eine Küstenkapelle in mehrere instabile Segmente gerissen. Lose aufliegende Blöcke sind in festere Positionen gerutscht und halten die Ruine, wie einen deformierten Körper, der sich irgendwo anlehnen, Halt finden will. Aus seismischer Unordnung ist – bis zur nächsten Erschütterung – eine dauerhafte neue Form entstanden.

Die Arbeit des Weltalls vollbringt sich in unaufhörlichen Schwingungen. Die Energie spielt konstant auf der Materie; zahllose Formen und Abarten sind die Folge und selbst diese Formen und Abarten sind nicht bleibend. (Aus: Die Wissenschaft des Atmens)

Anflug

img_20250316_1004048823329316217835062243

Anflug, Leinwand/Öl 40×50

Die Blässe des Alltags ins Gesicht gezeichnet, vor den Augen das Geflimmer der letzten Nacht; schlaflose Gedanken und dann der Flug über Dubai, Usbekistan, die ganze atlantische Völkerwanderroute in entgegengesetzter Richtung durch die Luft, in der silbernen Hülle. Fliegen wie die Königin von Saba zu ihrem geliebten Salomon. Hoffnungsbeladenes Abenteuer; Erinnerungen ans Wandern durch Wellen und Sand, spielen mit Leonardo, dem ritterlichen weißen Kater in einer Hütte, kurz vor dem indischen Frühstück mit Ananas und Tschai. Ein hüpfendes braunes Mädchen im roten Kleid, umgeben vom Gebirge einer Festung. Diebische Affen, ausgemergelte europäische Sadus. Geruch nach Fisch. Jetzt, wie ein Blick in die Kristallkugel: das Meer taucht auf, glitzernd, weit, auf schiefgelegter Fläche. Ein bisschen wie eine Fata Morgana, aber da ist auch schon Gestein am Ufer zu sehen. Wo ich wohl stranden werde?

Irgendwo draußen im All

Leinwand/Öl, 50×60, „Irgendwo draußen im All“

Wir sehen auf der einen Seite das Licht, das Helle, auf der anderen die Finsternis, das Dunkle; wir bringen die Trübe zwischen beide, und aus diesen Gegensätzen, mit Hilfe gedachter Vermittlung, entwickeln sich, gleichfalls in einem Gegensatz die Farben, deuten aber alsbald, durch einen Wechselbezug, unmittelbar auf ein Gemeinsames wieder zurück.“ (Johann Wolfgang von Goethe „Zur Farbenlehre“)

Übergang

img_20250305_0931240063473173118085185398

Das, was in uns passiert, während wir versuchen einzuschlafen. Lichtpunkte zeigen sich, verschwimmende farbige Gebilde, die sich aufeinander zu bewegen und dann zerfließen. Manchmal formen sich Gesichter oder Gestalten. Es ist eine flüchtige, fluoreszierende Welt, die aufscheint. Was hinter unserem physischen Alltag liegt ist eine gewaltige Ebene mit Botschaften, die erhebend sein können, aber manchmal auch rätselhafte Traurigkeit mitbringen. Atemzüge zarter Farben, schimmernde Begleiter in die Welt, die wir in jedem Moment betreten werden.

Die goldene Schlange

img_20250114_113903018781117971539748938

Die goldene Schlange, Leinwand/Öl 50×70

Es wird ein unendlicher Spaß sein, wenn der Turm zu Babel fällt. Er hat sich über die vielen Jahrhunderte als Idee erhalten und entstand schließlich neu, wenn auch virtuell, an vielen Orten der Erde. Er dient ausschließlich den verwickelten und hochkomplexen Tätigkeiten spezialisierter Buchhalter, den eigentlichen Alchemisten der neuzeitlichen Kunst Gold zu machen. Der hebräische Name Babel wird in der Übersetzung gedeutet als „überfließen, vermischen, verwirren“ (Quelle: Wikipedia) Eine im Raum stehende Rückkehr zu goldgedeckten Währungen wird die Hochburgen virtuellen Raubes einstürzen lassen. Die goldene Schlange erhebt ihr Haupt.

Muster der Anarchie

Aufstand, 3x20x20

„Harmonie kann sich entwickeln aus einer sich ständig wandelnden Anpassung und Neuanpassung des Gleichgewichts zwischen der Vielzahl der Kräfte und Einflüsse – wie auch im organischen Leben immer wieder zu sehen ist. Diese Anpassungen würden um so einfacher zu erreichen sein, weil keine der Kräfte einen besonderen Schutz (durch eine übergeordnete Autorität) genießen würde.“

(Text leicht abgewandelt aus: Encyclopaedia Britannica von 1910.
Aus dem Englischen übersetzt von Christian Siefkes; Quelle: Pjetr Kropotkin: Anarchismus) Heruntergeladen von der Webseite www.anarchismus.at